Wie wollen wir in Zukunft heizen?

Mit Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für Tourismus und Maritime Wirtschaft hatte der Kreisverband Traunstein der Grünen wieder Mal ein politisches Schwergewicht zu Gast. Janecek arbeitet im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eng mit Minister Robert Habeck zusammen und war prädestiniert, über das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) im Traunsteiner Hofbräu-Stüberl zu berichten.

Die Einführung und Moderation übernahm in bekannt kompetenter Wiese Martina Wenta, Ortssprecherin und Kandidatin für die Bezirkstagswahl im Oktober

Janecek berichtete zunächst über die Erfolge der Bundesregierung auf dem Weg zur Klimaneutralität und kam dann gleich zum Thema GEG: „Die Gebäudeheizungen stoßen immer noch sehr viel klimaschädliches CO2 aus. Mit dem neuen GEG kann dies in den nächsten Jahren drastisch reduziert werden.“ Er betonte dann, dass Bürger beim Einbau einer Heizung, die mit mindestens 65% erneuerbaren Energien betrieben wird, zum Beispiel einer Wärmepumpe, bis zu 70% staatliche Förderung erhalten.

Janecek ließ nach seinen Ausführungen viel Raum für Fragen und Kommentare der Besucher. Martina Wenta koordinierte die vielen Kommentare und Fragen an ihn.

In Deutschland sind 2022 insgesamt 236.000 Wärmepumpen verkauft worden und es sollen 500.000 pro Jahr werden. Stadt- und Kreisrätin Helga Mandl machte sich Gedanken, wo denn die ganzen Energieberater hierfür herkommen sollen. Auch stellte sie fest, dass es noch Heizungsbauer gebe, die den Kunden weiterhin Gasheizungen empfehlen.

Bei den Kommentaren gab es einige freundlich vorgetragene Kritikpunkte, wie z.B.dass bei der Erstellung des Gesetzes die Verbände zu wenig gehört wurden (stimmt, sagte Janecek), dass die Kosten für die Wärmewende sehr hoch seien (Janecek erwähnte den Klimatransformationsfonds zur Finanzierung) oder dass die „schlechte Kommunikation“ noch „nie gesehene Presseüberschriften“ zur Folge hatten, wie ein Besucher anmerkte.

Klaus Benedikt wollte wissen, ob man eine bestehende Gasheizung auf Fernwärme umstellen kann. Janecek übergab hier das Wort an die Zweite Bürgermeisterin von Traunstein Burgi Mörtl-Körner: „Es wird Nahwärme-Netze in Traunstein geben“, sagte sie und weiter: „doch das ist eine Riesen-Herausforderung für unsere Stadt.“ Die Dekarbonisierungsstrategie bei den Stadtwerken sei bereits in Arbeit, so Mörtl-Körner.

Erfreulicherweise waren auch einige jugendliche Besucher anwesend, und einer davon machte darauf aufmerksam, dass es beim Klima „um die Zukunft unserer aller Kinder und Enkel geht.“ Seiner Meinung nach stehe mit der Geothermie ein unerschöpfliches und CO2-freies Potential zur Verfügung, das intensiv genutzt werden sollte. Hierzu gab es mehrere Wortmeldungen, unter anderem von Stadtrat Thomas Stadler, der an das Projekt Geothermie Nussdorf erinnerte, von dem man aber schon seit längerem nichts mehr gehört habe.

Die Landtagsabgeordnete Gisela Sengl berichtete, dass die Firma Energie Südbayern ein Forschungsprojekt verfolge, auch Privatgebäude mit grünem Wasserstoff zu versorgen und sagte: „Das Ministerium sollte bitte eine Informationskampagne starten und erklären, dass eine Versorgung mit grünem Wasserstoff für Privathaushalte wirtschaftlich sinnlos sein wird.“

Heizen mit Holz war ein weiteres Diskussionsthema: Kreisrat Willi Geistanger ist sich völlig bewusst, dass beim Verbrennen von Holz CO2 entsteht, aber Holz ein nachwachsender Rohstoff und somit auf alle Fälle besser als Öl und Gas ist. „In vielen Häusern wird generell noch zu viel Wärme verbraucht“ so Geistanger, und weiter: „Jede Kilowattstunde nicht fossil erzeugte Wärme ist ein Beitrag zum Klimaschutz“. Dem stimmte Dieter Janecek zu, mit den ergänzenden Worten „Gute Dämmung senkt den Wärmebedarf signifikant“. Auch Claudia Lahr macht sich Gedanken zum Thema Heizen mit Holz und fragte: „Ist denn sichergestellt, dass Pellets aus regionalem Holz hergestellt werden?“ Janecek antwortete hierauf, dass ein dementsprechendes Gesetz in der Umsetzung sei.

In ihrer Zusammenfassung des Abends freute sich Martina Wenta, dass das von manchen vielleicht als „trocken“ erachtete Thema Gebäudeenergiegesetz in der Präsentation sehr lebendig und danach auch manchmal emotional diskutiert wurde. „Wir haben die Verpflichtung und sind als Gesellschaft verantwortlich, den Klimawandel schnell zu stoppen“, sagte die 37-jährige Bezirkstagskandidatin zum Abschluss.

Wolfgang Wörner, Juli 2023

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