„Ist Holz das Baumaterial der Zukunft?“

Themenabend der Traunsteiner Grünen mit vielen Fachleuten

Seit Jahren gibt es jeden Monat einen „Grünen Themenabend“ des Traunsteiner Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen. Nun hat Corona dem November-Termin im Sailer Keller einen Strich durch die Rechnung gemacht, so wie auch schon im Frühjahr dieses Jahres. Die Grünen probierten daraufhin Online-Veranstaltungen aus. Im Frühjahr schreckten viele noch vor diesem neuen Format zurück, nicht so beim November-Themenabend, in den sich viele „reinklickten“.

Das Thema „Ist Holz der Baustoff der Zukunft?“ war interessant und es folgten eine Reihe von Fachleuten der Einladung der Veranstalter: Die Architektin Dr. Heide Schuster, die Zimmerermeister Willi Geistanger und Markus Wimmer sowie der Klimaschutzmanager der Stadt Traunstein, Klaus Hechfellner.

Ortssprecherin Martina Wenta, die den Themenabend leitete, bat zunächst Willi Geistanger um seine Meinung und er führte aus: „Schon immer wurde mit Holz gebaut, heute leider zumeist nur der Dachstuhl.“ Er sieht die noch geringe Akzeptanz von Holz eher als psychologisches Problem: „Die Leute meinen, Holz sei nicht massiv genug“, so Geistanger.

Auch Klaus Hechfellner sieht Berührungsängste beim Holzbau, speziell wenn es um den Brand- und Schallschutz geht. Diese seien aber bei ordnungsgemäßer Planung und Ausführung unberechtigt. Hechfellner weiter: „Holz wird sicher viel mehr an Akzeptanz gewinnen, weil es sehr zur CO2-Reduzierung beiträgt.“

Markus Wimmer hob das Raumklima hervor, das seiner Meinung nach bei Holz viel besser ist als bei massiven Baumaterialien. Und auch Wimmer sieht Vorteile für unser Klima: „Wer einen Kubikmeter Holz verbaut, versteckt eine Tonne CO2 in seinem Haus“, berichtete er.

„Wer einen Kubikmeter Holz verbaut, versteckt eine Tonne CO2 in seinem Haus.“

Markus Wimmer, Zimmerermeister

Frau Dr. Heide Schuster aus Waging ging dann auf größere Gebäude aus Holz mit mehreren Stockwerken ein, die heutzutage aus vorgefertigten Elementen passgenau zusammengebaut werden. „Das hat Vorteile speziell im innerstädtischen Bereich, da beim Bau Zeit und Platz eingespart werden können“, so Frau Dr. Schuster. Weiterhin führte sie die Vorteile über die gesamte Lebensdauer eines Holzgebäudes aus. „Bei der Herstellung viel umweltfreundlicher, während der Nutzung hoch effizient und komfortabel, und beim Abriss kaum Abfallprobleme“, sagte sie.

Über das gute Wohnklima berichtete Stadtrat Thomas Stadler, der seit vielen Jahren mit seiner Familie in einem Holzhaus in Rettenbach wohnt – und von den anfänglichen Bedenken: „Glaubst Du, dass die Hütte stehenbleibt?“, fragte ihn damals sein Vater. Das Haus steht natürlich immer noch. Stadler würde es begrüßen, wenn in Traunstein auch mehr mit Holz gebaut würde. „In das neue Wohngebiet in Seiboldsdorf gehört für mich ein Modellprojekt in Holzbauweise“, meinte er.

Stadler, ein Pionier im Holzbau, wies auf das Problem des Schallschutzes hin, dem er vor 25 Jahren mit einem vielschichtigen Bodenaufbau begegnete. Willi Geistanger antwortete ihm, dass Schallschutz in der Anfangszeit tatsächlich ein Problem war. „Heute gibt es jedoch geprüfte Konstruktionen, die Schallschutzwerte ähnlich wie im Ziegelbau erreichen“, so Geistanger.

Auf eine Frage von Kreis- und Stadträtin Helga Mandl berichtete Geistanger, dass der Landkreis Traunstein eine Absichtserklärung zu mehr Holzbau abgegeben hat. Und Geistanger weiter: „Und das Personalwohnheim beim Traunsteiner Krankenhaus wird schon in Hybridbauweise errichtet, Holz und Beton“.

Wolfgang Wörner befürchtet, dass vermehrter Holzbau dazu führen könnte, dass ortsnahe Wälder abgeholzt werden, die für das lokale Klima, für die Tierwelt und für die Erholung der Bürger extrem wichtig sind, wie zum Beispiel Traunsteiner Haidforst. Aber der Förster Tassilo Heller konnte beruhigen: „Es ist genügend Fichten- und Tannenholz da, und auch Buche ist ein sehr gutes Baumaterial.“

Die zahlreichen Zuhörer waren sich einig, dass dieses Thema noch einmal ausführlich aufgenommen werden sollte, wenn Veranstaltungen wieder sicher möglich und erlaubt sein werden.

Wolfgang Wörner / November 2020

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