Parkplatz Scheibenstraße als Alternative?
Dieses Thema hat es in sich. So kamen zum „Grünen Themenabend“ im Juni neben unseren Mitgliedern viele Gäste in den Sailer-Keller. Sie alle wollten sich über die Parkhaus-Pläne der Stadtrats-Mehrheit informieren und darüber diskutieren.
Über die Geschichte des Platzes von der Sprengung des Karl-Theodor-Sudhauses 1924, über die anschließende Nutzung als Festplatz und die Umwandlung in einen Großparkplatz im Jahre 1969 berichtete Ortssprecher Wolfgang Wörner in seiner Einführung zum Thema. Wichtig war ihm, dass die schönen Bäume dort heute 60 bis 80 Jahre alt sind und sicher nicht gefällt werden sollten.
Die von Ortssprecherin Martina Wenta geleitete Diskussion eröffnete Claudia Lahr mit einer Frage zum öffentlichen Nahverkehr, die von Stadträtin Helga Mandl beantwortet wurde: „Der weitere Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs ist Teil des Klimaschutzkonzepts Traunsteins, und darüber hinaus hat die Grüne Stadtratsfraktion den Antrag gestellt, dass der Rufbus zusätzlich auch digital bestellt werden kann“, sagte sie. „Wir Grüne im Stadtrat wollen schon lange eine Gesamt-Bedarfsplanung für den Verkehr in Traunstein“, so Helga Mandl weiter.
„Ein Parkhaus auf dem Karl-Theodor-Platz zu bauen, ohne eine Bedarfsplanung, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen“, empörte sich Susanne Trautwein, worauf Stadtrat Valentin Rausch bestätigte: „Uns Stadträtinnen und -räten liegen keine Zahlen hierfür vor“. Auch er wundert sich: „ Wie kann die Stadtratsmehrheit ohne Datenbasis solch eine Entscheidung fällen?“ Für das Parkhaus hatten in der Stadtrats-Sitzung CSU, UW, SPD/Die Linke und die Initiative Traunstein gestimmt. Dagegen waren die Grünen, die Traunsteiner Liste und Wilfried Schott (fraktionslos).
„Greenwashing“ bezeichneten mehrere Besucher die Idee, das Parkhaus aus recyclebaren Baumaterialien zu bauen oder zu behaupten, dass mit dem Parkhaus der Platz entsiegelt (!) und der Grünanteil erhöht würde. Wie das gehen sollte, wird wohl ein Rätsel bleiben, denn „niemand baut ein Parkhaus um bestehende Bäume herum“, so Stadtrat Rausch.
Über die Kosten gab es in den Berichten in der Presse über diesen Antrag der CSU keine Angaben: Somit könne man sich an den Kosten des Parkhauses am Klinikum orientieren, das vor 7 Jahren 8 Millionen Euro gekostet haben soll. Ein Karl-Theodor-Parkhaus würde wohl wesentlich mehr kosten, durch Inflation, optisch ansprechende Bauweise, „recyclebare“ Baumaterialien und die angedachten Ladestationen etc., natürlich bezahlt mit städtischen Steuergeld oder von einem Investor. „Die günstigen Parkgebühren sind dann sicher vorbei“, war sich Stadträtin Helga Mandl sicher.
„Ich bin 18 Jahre und habe kein Auto, was soll mir so ein Mobilitätshaus bringen?“ fragte Bertold Ammer. Sicherlich wird kaum ein Radfahrer den Salinenberg runter radeln und später wieder hinauf, wenn er oben in der Innenstadt etwas zu erledigen hat.
„Es gibt genügend Parkplätze in Traunstein“, sagte Günter Fembacher, worauf Wolfgang Wörner erzählte, dass er am Mittwoch vor den Pfingstferien vormittags um 11:45 Uhr den Parkplatz Scheibenstraße angeschaut hat – und da gab es viele freie Plätze. Von dort ist es über die Büchele-Stiege oder den Aufzug beim Schnitzlbaumer ganz nah zum Stadtplatz. „Man sollte lieber den Scheibenstraßen-Parkplatz bewerben oder dort wieder ein Parkhaus errichten, falls es unbedingt ein Parkhaus werden soll. Da müssen keine alten Bäume gefällt werden für ein meiner Ansicht nach optisch und ökologisch fragwürdiges Karl-Theodor-Parkhaus, und es wäre dort sicher auch viel billiger“, so Wörner zum Abschluss der Diskussion.
Wolfgang Wörner / Juni 2022
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