Soeben konnte man in der Zeitung lesen, dass das deutsche Rettungsschiff „Sea-Eye 4“ mit vielen aus Seenot Geretteten in Sizilien anlanden konnte. Bei der vorhergehenden Fahrt des Schiffes war der Grüne Landtagsabgeordnete Andreas Krahl, von Beruf Fachkrankenpfleger, dabei. Darüber berichtete er im Sailer Keller bei unserem „Grünen Themenabend“ im November.
Ortssprecherin Martina Wenta stellte Krahl vor als „einen Politiker, der nicht nur redet und diskutiert, sondern auch aktiv etwas macht.“ Krahl war als parlamentarischer Beobachter der Mission angefragt, was er ablehnte. Er wollte aktiv als Sanitäter dabei sein, was er dann auch sechs Wochen lang tat.
In seinem Vortrag zeigte er uns zum Beispiel ein Foto des Bootes mit den 29 Geflüchteten, einen Holzkahn mit einem Rasenmähermotor als Antrieb. Die Geflüchteten kamen aus verschiedenen afrikanischen Ländern und waren in Libyen gestartet.
Krahls Forderungen sind die Wiederaufnahme der humanitären Hilfsprogramme der Vereinten Nationen für Libyen und unabhängige Bundesländerentscheidungen zur Aufnahme von Geflüchteten. Und er wünscht sich sichere Fluchtrouten, damit sich niemand mehr in von Schleppern organisierten, völlig unsicheren Holzbooten aufs Meer begibt. „Im Schnitt überlebt eine von 29 Personen die Flucht nicht, und das sind nur die offiziellen Zahlen“, so Andreas Krahl.
Nach dem spannenden Vortrag gab es wie immer eine Frage- und Diskussionsrunde:
Wolf Zimmermann fragte als Erstes: „Was geschieht denn nach einer Rettung mit den leeren Flüchtlingsbooten?“ Antwort Krahl: „Jede Rettungsorganisation macht das anders. Die Sea-Eye 4 markiert das Boot deutlich mit einer großen Aufschrift, dass die Leute gerettet wurden, und überlässt das Boot dann sich selbst“.
Thomas Lang-Nachnebel fragte nach politischen Lösungen: Krahl hierauf: „In den Ursprungsländern müssen Clearingstellen eingerichtet werden, wo die Fluchtwilligen erfahren, ob sie nach Deutschland kommen können oder nicht, und dort können auch die im Umlauf befindlichen absurden Unwahrheiten aufgeklärt werden, zum Beispiel, dass jeder Ankömmling einen BMW bekomme.“
Reinhard Gocht erwähnte, dass die EU den Export von Überschüssen, wie z.B. Gemüse oder Hühnerfleisch nach Afrika subventioniere, zu Preisen und Qualitäten, zu denen die lokalen Bauern nicht mithalten können. Das bedeutet für so manchen Aufgeben und Flucht.
Kreisrätin Marianne Penn aus Trostberg, die ein Hilfsprojekt in Tansania organisiert, ergänzte: „Wenn es den Leuten im Heimatland gut geht, dann flüchten sie nicht.“
Stadträtin Helga Mandl brachte den aktuell gravierenden Fachkräftemangel in vielen Berufsbereichen zur Sprache, worauf Krahl sagte: „Wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen, brauchen wir Einwanderung und ein modernes Einwanderungsgesetz.“
Danach gab es noch viele individuelle Fragen an Andreas Krahl und so dauerte die Grünen-Veranstaltung wie so oft bis in den späten Abend. Wolfgang Wörner / November 2021
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