GRÜNE DISKUTIERTEN MIT STADTMARKETING-KOORDINATOR PIEPERHOFF
„Die weichen Faktoren sind die Stärke Traunsteins“, sagte Stadtrat Wilfried Schott bei einer öffentlichen Veranstaltung der Traunsteiner Grünen. Das Motto des Abends war „Leerstände in der Innenstadt und kaum steigende Gewerbesteuereinnahmen trotz immer neuer Gewerbegebiete – was ist die richtige Zukunft für Traunsteins Wirtschaft?“.
Schott erläuterte dann, was er mit weichen Faktoren meint: Bahnanbindung, viele Schulen, ein großes Krankenhaus, und eine Stadt inmitten der schönsten Natur.
„Das sollten wir nutzen, indem wir uns zum Beispiel um Ingenieurbüros bemühen, anstelle immer weiter riesige Gewerbegebiete auszuweisen, wie jetzt an der Sonntagshornstraße, dann vom Kreisverkehr bis zu den Sieboldsdorfer Kiesgruben und vielleicht in Kürze im Haidforst.“ Auch der von den Grünen zu dieser Diskussion eingeladene Stadtmarketing-Koordinator Jürgen Pieperhoff sieht in den neuen Technologien wie z.B. der Digitalisierung echte Chancen für Traunstein.
Wolfgang Wörner zeigte Bilder von oftmals wenig schönen Gebäuden und der Waschanlage, die südlich der Sonntagshornstraße anstelle der Wiesen dort entstanden sind. Dann hatte er ein Foto von einem Werbeschild, auf dem im Gebiet südlich davon immer noch Gewerbeflächen angeboten werden. Er schloss seinen Vortrag mit Aufnahmen über die Schönheit unseres prämierten Waldgebiets Haidforst, das gegen die Stimmen der Grünen durch einen Stadtratsbeschluss bald auch Gewerbegebiet werden soll.
Stadträtin Burgi Mörtl-Körner erinnerte daran, dass die Stadt laut Gemeindeordnung Gewerbegrundstücke nicht unter Preis verkaufen darf und dass eine Verlagerung keine höheren Gewerbesteuern bringt. Sie meinte, dass es für weitere Gewerbegebiete vielleicht Interessenten gibt, aber keine Käufer.
Doch zurück zur Innenstadt: Stadtmarketing-Koordinator Jürgen Pieperhoff berichtete, dass die Leerstände in Traunstein zahlenmäßig gegenüber 1999 kaum zugenommen haben. „Aber wir verlieren Markanz!“, so Pieperhoff. Damit meinte er, dass viele kleine, feine Geschäfte verschwunden sind, die es woanders nicht gibt, und er nannte als Beispiel den beliebten und leider verschwundenen „Kas-Fritz“ in der Maxstraße. In der Folge diskutierten die Teilnehmer ausführlich, wie man diese Markanz zurückholen könnte: Jürgen Pieperhoff betonte, dass Aufenthaltsqualität wichtig ist, dass die Geschäfte gemeinsam auftreten sollen und nahe am Kunden sein müssen. Helga Mandl erinnerte sich an einen Besuch im etwa gleich großen Bad Tölz, wo es eine belebte Fußgängerzone mit vielen hübschen Geschäften gibt. Sie schlug vor, probeweise für ein halbes Jahr eine der Traunsteiner Innenstadt-Straßen zur Fußgängerzone zu machen. „Die Leute wollen gerne ohne Autoverkehr bummeln“, sagte sie.
Was die Diskussion natürlich wieder zum leidigen Thema Verkehr und Parkplätze brachte. Jürgen Pieperhoff meinte, dass in Traunstein der Fahrradverkehr gestärkt werden sollte, womit er bei den Grünen natürlich auf offene Ohren stieß. Zu Parkplätzen erläuterte Wilfried Schott seine Idee: „Die bestehenden Parkplätze auf dem Festplatz mit einem Shuttlebus mit der Innenstadt verbinden! Für die Kosten einer Tiefgarage oder eines Parkdecks auf dem Karl-Theodor-Platz kann man jahrzehntelang einen Shuttlebus fahren lassen“, so Schott.
Jürgen Pieperhoff sah diese Vision als durchaus denkbare Alternative an, bei den Rosentagen wurde das bereits erfolgreich gemacht. Doch er dämpfte Schotts Euphorie mit den abschließenden Worten: „Hat Traunstein je visionär gedacht?“
(12. März 2017)
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