Die unsichtbare Frau

„Der männliche Körper als Maßstab“

Öffentliche Diskussion am Frauentag

„Die unsichtbare Frau“: Jamila Schäfer, stellvertretende Bundes-Vorsitzende und „unser“ Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek diskutierten hierüber mit unseren Mitgliedern und Gästen in einer öffentlichen Online-Veranstaltung am Weltfrauentag.

Die Veranstaltung war ausdrücklich an Männer und Frauen gerichtet und hatte zu unserer Freude fast so viele männliche Besucher wie Frauen.

Ortssprecherin Martina Wenta sagte in ihrer Einführung, dass der Weltfrauentag dieses Jahr eine ebenbürtige Zukunft für Mann und Frau in dieser Covid19-Zeit zum Ziel hat. Sie ärgert sich in diesem Zusammenhang, dass das offizielle Bruttoinlandsprodukt (BIP) die sogenannte Care-Arbeit der Frauen, also Hausarbeit, Kinderbetreuung und Altenpflege immer noch nicht erfasst. „Weil es zu kompliziert ist“, hatte sie erfahren.

Jamila Schäfer sprach über den Gender Data Gap, einen Begriff aus dem Buch „Unsichtbare Frauen“  von Caroline Criado-Perez: Sie erläuterte ihn so: „In vielen Bereichen wird der durchschnittliche männliche Körper zum Maßstab  genommen, zum Beispiel bei medizinischen Studien, bei der Konstruktion von Autos und selbst bei der Breite der Tasten eines Klaviers, die nicht für die Größe von Frauenhänden gemacht sind.“

Dieter Janecek  berichtete, dass in Skandinavien im erzieherischen Bereich, also in von Frauen dominierten Berufen, die Gehälter viel höher sind als bei uns. Und er sagte auch: „Die Zerstörung der Umwelt ist überwiegend eine ‚Leistung’ der Männer in den letzten 100 Jahren.“

Stadträtin Helga Mandl wusste, dass Dieter Janecek als Sprecher für digitale Wirtschaft & Industriepolitik der Grünen-Fraktion im Bundestag schon hunderte Gespräche mit Managern in der Industrie geführt hat und fragte: „Gibt es denn ein Umdenken in der Industrie?“ Janecek musste sie enttäuschen: „Der Begriff Gender Data Gap ist in der Industrie unbekannt, es tut sich nur wenig für die Frauen“, so seine Erfahrung.

Martina Wenta und Anna Körner wollten nun von Jamila Schäfer wissen, ob in anderen Teilen der Welt diese Probleme größer oder kleiner seien als bei uns? Schäfer antwortete: „Auf dem ganzen Globus sind die Problemstellungen ähnlich.“ Sie machte aber noch auf den Zusammenhang von Demokratie und Frauenrechten aufmerksam: „Wo es einen Abbau von Demokratie gibt, geht dieser einher mit dem Abbau von Frauenrechten“, so ihre Beobachtung.

Die Veranstaltung zeigte, dass es wohl noch ein weiter Weg weg von der „unsichtbaren Frau“ ist, aber die Tatsache, dass fast so viele Männer wie Frauen an diesem Abend online dabei waren, lässt zumindest für unsere Region Hoffnung aufkommen. Wolfgang Wörner / März 2021

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