Radfahren in Traunstein

BEMÜHT, WO’S AUTOFAHRERN NICHT WEHTUT

VERKEHRSEXPERTE BEGUTACHTET SITUATION FÜR RADLER IN TRAUNSTEIN

Ein Dutzend Radler traf sich mit dem Stadt-und Verkehrsplaner Paul Bickelbacher aus München zu einer Nachmittagstour durch Traunstein. Auf Einladung der Traunsteiner Grünen besuchten sie Stellen, wo es für Radfahrer gefährlich oder schwierig ist. Der Experte gab vor Ort und am Abend im Sailer Keller Ratschläge, wie man ganz einfach Verbesserungen erzielen kann. Er zitierte auch Innenminister Herrmann, der bis 2025 den Anteil des Fahrradverkehrs von heute 10% auf 20% steigern will. Herrmann sage, dass Radfahren zügig, sicher und bequem sein muss. Markus Rohrmoser fragte sogleich „Gilt das auch für die Polizei?“ Er würde Polizisten auf Fahrrädern begrüßen, wie es sie in anderen Städten auch gibt.Ortsvorsitzender Wolfgang Wörner hatte während der Radtour Fotos der Verkehrssituationen gemacht, über die dann am Abend öffentlich diskutiert wurde.

Bickelbachers Forderung für Traunstein: „Man sollte für Radler alle Einbahnstraßen in Gegenrichtung öffnen“. Dies sogar am Busbahnhof, wo die Radler von der Rosenheimer Straße nicht mehr zum Bahnhof fahren dürfen. „Man sollte eine rote Abmarkierung auf die Fahrbahn aufbringen, mit weißen Fahrrad-Symbolen“, so seine Empfehlung. „Für die Herzog-Friedrich-Straße genügen 3 Fahrsteifen: je eine Richtungsfahrbahn und eine Abbiegespur vor den Kreuzungen“, war man sich schon am Nachmittag einig, somit bliebe Platz für Radwege in beide Richtungen. 

EIN SCHILDBÜRGERSTREICH?

„Das ist schon fast ein Schildbürgerstreich“ witzelten einige Radler über die Situation zwischen der Einmündung Ludwigstraße und der Einfahrt in die Obere Hammerstraße: Man muss auf einen gepflasterten ehemaligen Gehsteig hinauffahren und dann nach ein paar Metern wieder hinunter, um dann den Radweg entlang der Wasserburgerstraße zu nutzen. Über die Obere Hammerstraße berichtete Stadtrat Thomas Stadler: „Seitdem die Schrägparkplätze existieren, dürfen die Radler nicht mehr entgegen der Einbahnstraße fahren, sondern müssen 460 Meter Umweg nehmen.“ Bickelbacher sagte, dass es in München sehr wohl Straßen gibt, wo trotz Schrägparkern entgegen der Einbahnrichtung geradelt werden darf. Stadtrat Stephan Hadulla findet den Umbau sowieso überflüssig: „3 oder 4 Parkplätze wurden gewonnen, und kurz danach entstand gegenüber ein großer Parkplatz.“

QUERUNGSHILFEN GEFORDERT

An der Wolkersdorfer Straße wird der Radweg vom Wohngebiet Geißing kommend unvermittelt extrem schmal und hört dann ganz auf. Hier sollte eine Querungshilfe gemacht werden, einfach mit roter Farbe und Fahrradsymbolen auf der Fahrbahn. So sieht der Autofahrer, dass hier Radlerverkehr ist und passt besser auf. Ähnlich absurd ist die Situation an der Chiemseestraße bei der Tankstelle: Die Radler kommen auf einem schönen Radweg von Erlstätt, überqueren gesichert die Einmündung Kreuzstraße und plötzlich zeigt der Radlerpfeil ihnen entgegen. Hier schlägt Bickelbacher vor, den Zwei-Richtungs-Radweg unter Auflassung der Busbucht weiterzuführen und die Radler dann gesichert an der bestehenden Kreuzungshilfe die Straßenseite wechseln zu lassen. Der Bus hält dann auf der Straße, wie es woanders häufig auch schon ist. Auch völlig abrupt hört der Radweg an der Rupertistraße stadtauswärts auf, der Radler muss sich blitzschnell entscheiden, ob er auf den Gehweg oder in die Bushaltebucht fährt. Lösung: „Radstreifen weiterführen, über die Kreuzung hinweg“, – und Bernhard Gerl ergänzte: „Weiße Striche, andersfarbiger Asphalt“.

MAXSTRASSE ALS AUSNAHME

Einzige Ausnahme von der Forderung gegen die Einbahnrichtung radeln zu dürfen ist die Maxstraße, hier ist es zu eng. „Kann die Maxstraßen-20 km/h-Zone nicht bis zur Fußgängerampel verlängert werden?“, fragte Helga Mandl. Und Stadtrat Wilfried Schott meint, dass die Fußgängerampel sowieso überflüssig ist. „Als sie vor kurzem kaputt war, gab es kein Problem, man nahm gegenseitig Rücksicht“, so Schott. Fußgängerunterführung in der Bahnhofstraße aufgeben Zur Fußgängerunterführung in der Bahnhofstraße meint Bickelbacher: „Wenn eine Sanierung ansteht, nichts mehr machen, sondern oberirdisch queren lassen. Rollstuhlfahrer müssen keinen Umweg mehr machen und die Radler stören die Fußgänger nicht mehr.

WIE SCHLIMM WAR TRAUNSTEIN?

Am Schluss der Veranstaltung fragte ein Teilnehmer den weitgereisten Fachmann: „Wie schlimm war Traunstein?“ Antwort Paul Bickelbacher: „Man hat sich bemüht, aber nur da, wo es dem Autofahrer nicht wehtut.“ Wolfgang Wörner

(24.07.2017)

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