DISKUSSIONSABEND MIT DER BUNDESTAGSABGEORDNETEN DORIS WAGNER
Im Jahr 2050 wird ein Drittel der deutschen Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Was kann man selbst tun, dass man im Alter selbstbestimmt leben kann? Was kann die Politik tun, um älteren Menschen Selbstbestimmung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen? Diesen Themenkreis diskutierte unsere demografiepolitische Sprecherin im Bundestag, Doris Wagner, bei einer Veranstaltung des Traunsteiner Ortsverbandes.
Zunächst drehte sich die Diskussion jedoch um das Älterwerden in der Arbeit. Kreissprecherin Helga Mandl erinnerte an den Jahreswechsel 2000, wo Programmierer im Ruhestand in Bereitschaft gerufen werden mussten, weil man Angst hatte, dass die Infrastruktur zusammenbricht, falls die alten Programme die Jahreszahl 2000 nicht verdauen. Doris Wagner sagte: „Altersgemischte Teams sind in vielen Firmen sehr erfolgreich, die Älteren bringen da ihre langjährige Erfahrung in den Arbeitsprozess mit ein.“
Was ist aber, wenn ältere Leute arbeitslos werden und noch viele Jahre bis zum Renteneintrittsalter haben? Viele Firmen stellen keinen mehr ein, der die 50 schon überschritten hat. Klaus Frank aus Bergen wusste jedoch von einem nachahmenswerten Beispiel aus dem Handwerk: „Ein älterer Mitarbeiter wurde eingestellt, obwohl er körperlich mit den Jungen nicht mithalten könnte: Aber der Chef suchte jemanden mit Erfahrung….“
Wenn nun jemand in Rente geht, wie sieht es dann aus? Wie viel Rente wird es in Zukunft geben, das Rentenniveau wird in den nächsten Jahren wohl weiter fallen: Thomas Lang-Nachtnebel hat da große Befürchtungen und sagte: „Altersarmut ist doch heute schon ein Thema.“
Wohnen und Mobilität war der nächste Themenkreis für ein gutes Leben im Alter. Klaus Frank fragte hierzu: „Wer denkt denn bei einem Neubau an Barrierefreiheit?“, worauf Kreisrat Sepp Hohlweger wusste: „In Österreich müssen 20% der Neubauten barrierefrei sein.“
Wer sich nicht mehr aus seiner Wohnung herausbewegen kann, fühlt sich abgeschoben. Doch keiner darf sich im Alter abgeschoben fühlen. Ein Arzt sagte: „Es gibt Leute, die verfallen in eine Depression, wenn sie in Rente gehen – da kann und muss man vorbeugend etwas tun.“ Doris Wagner hierauf: „Wir müssen Orte schaffen, wo Menschen geholfen wird, weiterhin einen Sinn im Leben zu finden“, worauf ein anderer Besucher ein leidenschaftliches Plädoyer für Leih-Opas und Leih-Omas hielt.
Fazit der Veranstaltung war, dass es ein aktives und sinnerfülltes Leben bis ins hohe Alter geben kann, wenn die Rahmenbedingungen Finanzen, Wohnen und Mobilität stimmen. Um das zu erreichen muss die Politik aber noch viel tun, vom Bundestag (Rentenniveau, Vermeidung von Altersarmut) bis hin zu den Gemeinden (Wohnen und Mobilität). Traunstein als Modellkommune „Bayern barrierefrei 2023“ sollte da beispielhaft vorangehen. Wolfgang Wörner
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